Veranstaltungen 2008  
 
 
 
 
 
 
 
   
   
   
   
   
   
Jedes Jahr werden zur Frankfurter Buchmesse tonnenweise Papier bedruckt. Wir wollen linken AutorInnen und Verlagen ein Forum für kritische Gedanken bieten  
 

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Lange Nacht der Bücher

Die Straßenkinder von Tres Soles

Von zerstörten Kindheiten, Selbstorganisation und einem Theater der Unterdrückten in Bolivien, Buch incl. Film/CD von Stefan Gurtner
Verlag EditionAV 2007 www.edition-av.de

Seit zwanzig Jahren besteht in Bolivien die vom Autoren gegründete Wohngemeinschaft »Tres Soles«; für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. Dieses Buch versucht, anhand von Einzelschicksalen und Anekdoten »manche spannender als Romanstorys« ihre Entstehungsgeschichte darzustellen. Ebenso spannend ist ohne Zweifel die geschilderte Suche nach neuen, erzieherischen Wegen, in einem Land, wo nach jahrhundertealter Unterdrückung durch die spanischen Kolonialherren und langen Militärdiktaturen noch immer äußerst autoritäre Gesell­schaftsstrukturen herrschen.

 


Der Syndikalistische Frauenbund

Milly Witkop-Rocker, Hertha Barwich, Aimée Köster u. a.
Hrsg. und mit einem Vorwort versehen von Siegbert Wolf
Klassiker der Sozialrevolte Bd. 17 Unrast Verlag 2007 www.unrast-verlag.de

Als Teil der anarchosyndikalistischen Bewegung entstand ab 1920 der »Syndikalistische Frauenbund«, der in seiner Hochzeit bis zu 1.000 Frauen umfasste und von 1921 bis 1930 die Zeitung »Der Frauen-Bund« herausgab. Die Besonderheit dieses anarchosyndikalistischen Frauenzusammenschlusses ergibt sich daraus, dass im Unterschied zur Frauenpolitik anderer Vereinigungen der ArbeiterInnenbewegung bewusst auch nicht erwerbstätige proletarische Hausfrauen und Mütter organisiert wurden. Der Schwerpunkt lag auf dem so genannten Reproduktionsbereich (Haushalt, Kindererziehung). Seine Protagonistinnen, wie z.B. Milly Witkop, die eine Prinzipienerklärung unter dem Titel »Was will der Syndikalistische Frauenbund?« verfasste, Hertha Barwich, Geschäftsführerin der »Reichsföderation syndikalistischer Frauenbünde« in Berlin, und Aimée Köster, Schriftleiterin der Zeitung »Die Schaffende Frau« in Dresden, stellten wiederholt unter Beweis, dass das Private eminent politisch ist. Damit nahmen sie bereits in den 1920er Jahren eine Haltung vorweg, die von der Neuen Frauenbewegung nach 1968 wieder aufgegriffen werden sollte.


Cròniques del 6 i altres retalls de la claveguera policial

David Fernandez, Virus Editorial – Barcelona 2006

David Fernàndez zeigt am Beispiel Barcelonas auf, wie sich im Rücken des so genannten Rechtsstaats eine geheime und illegale polizeiliche Infrastruktur entwickelt. Zusammen mit August Gil Matamala, Präsident der Europäischen Demokratischen Anwälte, entschlüsselt er die Kontroll- und Repressionsmethoden der Polizei. Darüber hinaus unternehmen beide mit uns einen Ausflug in den Themenpark Barcelona.

 

 


Zahnweiß – Kaufhaus-Poetry

Ralf Burnicki, Verlag Edition AV 2007 www.edition-av.de

»Kaufen, marsch marsch!« lautet der Befehl des Kapitalismus. Die Reduktion von KonsumentInnen auf kaufende Infanterie ist ebenso konsequent wie anti-emanzipatorisch. Mit dem Kapitalismus ist halt keine Emanzipation des Subjekts zu machen. Der Kapitalismus kann keine freien Subjekte gebrauchen, keine Individuen, die sich der Verwertbarkeit, der Verwertung und ihrer vorauseilenden Belohnungen (Konsumzwänge) entziehen. Der vorliegende Band nähert sich dieser Systematik in der Form politischer Prosadichtung, die den Absurditäten des Alltags auf der Kunstebene begegnet. Ein Beitrag zur Anarcho-Poetry.

 


Die Sklaverei unserer Zeit

Leo N. Tolstoi – Ausgewählte Texte
Trotzdem im Alibri Verlag 2007 www.trotzdem-verlag.de

Mit »Die Sklaverei unserer Zeit«, »Patriotismus und Regierung« und »Aufruf an die Menschheit« finden sich in diesem Band drei zentrale Texte Tolstois. Ergänzt werden diese durch Erich Mühsams Essay »Tolstois Vermächtnis zum 100. Geburtstag« und einem Vorwort von Ulrich Klemm.

Die Sklaverei unserer Zeit (1900) gehört zu einem der weltweit bekanntesten politischen Texte und ist grundlegend für ein Verständnis des christlichen und anti-etatistischen Anarchismus Tolstois. Patriotismus und Regierung (1900) entwickelt seine Kritik an Staat, der nach Tolstoi immer ein Gegner der Freiheit und zugleich Ursache von Gewalt und Sklaverei ist, Militarismus und Patriotismus bzw. Nationalismus. Aufruf an die Menschheit (1901) richtet sich gegen das kirchliche Christentum, dem er Verrat an seinen Ursprüngen vorwirft.


Caleb Williams – oder die Dinge wie sie sind.

William Godwin
Verlag Edition AV 2007 – Libertäre Bibliothek 1, www.edition-av.de

Der spannende Roman »Caleb Williams« ist eine popularisierte ­Darstellung der Ideen aus Political Justice. Godwin benutzte die Romanform als massenwirksames Mittel zur Propagierung seiner Gesellschaftskritik. Der Roman handelt von einer Verfolgung, die in exemplarischer Weise aufzeigt, wie »der Mensch zum Zerstörer des Menschen« (William Godwin) wird. Caleb Williams, ein einfacher Bauernsohn, bekommt die Chance als Sekretär bei dem angesehenen Falkland zu arbeiten. Caleb hat eine rosige Zukunft vor sich. Seine Neugierde und seine Wissbegierigkeit führen eines Tages dazu, dass er Falklands Geheimnis lüftet.

 

 


Deine Frau, die Schlampe

Lily Zográfou, Verlag Edition AV 2007, www.edition-av.de

»Hör dir das an, Liebste. Am Dienstag, den 24. Januar, rief mich Lenió aus Milátos ganz aufgeregt an um mir mitzuteilen - kannst du dir denken, was? Dass der starke Wind einen Baum in meinem Garten entwurzelt hat. Der Wind? Welcher Wind, wunderte ich mich. Was ist der Wind, wo habe ich schon von ihm gehört? Bin ich nicht schon seit Jahren mit diesen Menschen hier drin eingeschlossen? Den Menschen des Romans, meine ich, der heute Nacht fertig wurde. Was? Wie der Wind hier eindringen und sie mir von meinem Schreibtisch wehen konnte, von dem ich mich nicht losreißen kann, so überanstrengt und verschreckt, dass der Faden reißt, wenn ich mich jetzt nach all den Jahren erhebe, in denen meine Helden und ich Banken und US-Stützpunkte in die Luft gejagt, die Bullen verarscht und uns gegenseitig ausgenutzt haben, für etwas Liebe, ein kleines bisschen Liebe und so viel Gerechtigkeit…« (ein unvollendeter Brief)